Identität auf Umwegen

Der letzte Satz der Eroica-Sinfonie ist ein Variationensatz. Das Thema erfährt eine Reihe von Veränderungen. 'Was wird da aus ihm?' könnte beim Hören unentwegt gefragt werden. Beethovens Lust beim Variieren scheint darin gelegen zu haben, dass er nicht nur verschiedene Themen dieser 'Prozedur' unterzog, sondern sich auch stets eine andere Prozedur ausdachte. Im Falle des "Eroica"-Themas hat er dieses binnen eines Jahres auf zwei unterschiedliche Weisen sich entwickeln lassen. Er liebte Veränderung, also nicht einfach ein Vielerlei, sondern Verwandlung. Gleichheit und Ungleichheit sollten für ihn bestens zusammenge-hören.

Sein Jahrgangsgenosse Hegel fand dafür den logischen Ausdruck "Identität von Identität und Nichtidentität", also wiederum nicht einfache Identität von Verschiedenem; denn so lebt etwas noch nicht oder spielt sich noch kein echtes Drama ab. Beide 1770er Geistesgrößen scheinen auf der Höhe ihrer Ton- bzw. Denkkunst gar nicht genug Differenzen in das integrierende Werk bringen zu können, so dass man oft anzunehmen versucht ist: 'Jetzt kriegt er aber nicht mehr die Kurve!" Und dann gelingt es doch, dem einen philosophisch, dem anderen musikalisch.

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