Es kommt mir vor, als hätte sich die Industrie-Gesellschaft nach Auschwitz und Hiroshima geschworen, dass Menschheitskatastrophen von solchen Ausmaßen nie wieder geschehen dürften – aber dass "wir" den Zucht- und Wildtieren, den Urwäldern, Erdböden, Eisbergen, Meeren und luftigen Höhen (fehlt noch was?) fortan einmal so richtig zeigen wollten, wo der Hammer hängt, und damit ganze Arbeit leisten mochten. So kann jedes "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" umgangen werden, bringt es doch auch dieser "Umweg" voll.
Zu gern hätte ich unrecht – und alles wäre halb so schlimm. Und dass das derzeitige umfassende Zugrunderichten ebenso wie bei Auschwitz und Hiroshima politisch gewollt sei, habe ich als Fiktion ("Es kommt mir vor, als ...") gekennzeichnet. Ich hätte stattdessen auch fingieren können: Es ist, als ob sich (eingedenk von wohl nicht fingierten Messdaten) in diesem Jahrhundert die unheilvollen Ereignisse überstürzten. Wie gesagt: zu gern hätte ich Unrecht und erwarte ich stärkere Gegenargumente als etwa den zudem zynischen Induktionsschluss 'Es hat sich doch bisher (gerade auch nach dem Zweiten Weltkrieg) immer alles zum Besseren (oder zumindest zu einer erträglichen Normalität) gewendet. Das Etikett "zynisch" bezieht sich nicht auf den Prognose-, sondern auf den Diagnose-Teil des 'Erfahrungsbeweisgangs', in dem so getan wird, als könnte auf vollendete Ungeheuerlichkeiten je ein ungebrochenes Wohlergehen der Nachgeborenen (von den Überlebenden nicht zu reden) folgen. Die menschliche "Weltgeschichte" erlaubt gewissermaßen nie ein 'Übergehen zur Tagesordnung', nicht nur weil diese bereits im 'Normalbetrieb' ständig mehr oder weniger zur Erneuerung der Misere ansetzt, sondern weil sich auch dem überaus humanen Wesenszug des Gedenkens selbst die ungetrübtesten ferneren Glücksmomente nurmehr innerhalb einer ausgemachten Tragödie zeigen können. So lässt lästig zwar sich noch menschlich leben. Sogar gern, denn unsereins ist immens 'belastbar'.
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