Ideen auf Goldwaagen

Die philosophischen Ideen und Lehren aller Zeiten können allesamt als wissenschaftliche Vermutungen oder Theorien ernstgenommen werden – das ist mit dem erkenntnistheoretischen "Mach, was du willst!" (Feyerabend: Wider den Methodenzwang) gemeint. Philosopheme derart zu respektieren, heißt nun, sie auf die Goldwaage zu legen, sie sehr genau zu (er-)wägen, sie in ausgefeilten Testverfahren durchzuspielen, sie also möglichst 'sophisticated' auszuprobieren. Selbstverständlich verfügt heute die Wissenschaft auch über Methoden der Untersuchung und Überprüfung von Handlungsvorschlägen aller Art, um auch auf diesem 'Gebiet der Freiheit' aufzeigen zu können, wie es um die Erfolgsaussichten eines bestimmten 'Gebrauchs der Freiheit' steht, sei es eines eigenwilligen Lebenskonzepts, sei es einer verlockenden Weltverbesserungsstrategie. Nicht einmal die "härtesten" Naturwissenschaften versteifen sich heute noch auf rein deterministische Modelle. Von irgendeinem 'Reich der Notwendigkeit' kann nirgendwo mehr ernsthaft die Rede sein; selbst in der Mathematik (Stichwort Chaosforschung) befindet sich dieses 'Imperium' im Niedergang. So mündet der ehrenwerte Strom philosophischer Gedanken aus aller Welt in den Ozean wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritte fürwahr verlustfrei, auch wenn das viele Weisheits-Traditionalisten nicht wahrhaben wollen.