Verwirklichung der Philosophie

Kulturhistorisch hat gewiss nicht nur die europäische Geistesgeschichte viel zu bieten, wenn Einflüsse auf die aktuelle Verfassung der Philosophie bzw. Wissenschaft gesucht werden. Das ändert nichts daran, dass heute der Stand der geistigen Dinge an der Diskussion aktueller wissenschaftlicher Theorien abzulesen ist, so viel Traditionelles dabei auch Spuren hinterlassen mag. Dieser Aspekt geht dann eben vor allem die Geschichtswissenschaften etwas an, die ihre eigenen Hypothesen bilden und prüfen.

Übrigens nehmen auch biologische "Traditionen" auf unsere gegenwärtige geistige Lage deutlichen Einfluss, was zu erforschen wiederum Sache der evolutionären Naturgeschichtsschreibung ist. Hoimar von Ditfurths Buch "Der Geist fiel nicht vom Himmel. Die Evolution unseres Bewusstseins" (1976) verdanke ich diesbezüglich erste Aufschlüsse, die seit der "Dekade des Gehirns" (1990-2000) interdisziplinär eingehender diskutiert werden.

So könn(t)en sich nicht nur manche Völkerschaften, sondern auch manche Einzelwissenschaften rühmen, zu einer "Weltphilosophie" mehr als nur am Rande beigetragen zu haben. Derartige Erbrechtsansprüche sind aber mit Sicherheit bloße Randerscheinungen, ja, Ablenkungen von der umfassend transformierten und konkretisierten Philosophie, seit sie sich unentwegt als empirische Forschung verwirklicht.