Halb und halb

Eine heile Welt lässt nichts zu wünschen übrig. Sie ist eine so widersinnige wie unglaubliche Anmaßung. Gerade die besten Ärzte sind nicht als "Heiler" adäquat angesprochen, ebenso wenig irgendeine Person als "Heilige". Das fortwährend Unfertige, Unvollkommene an uns lässt uns Menschen sein und bleiben. Alle sind wir immerzu unterwegs, jede/r woanders, und deshalb kann das Erleben der Andersheit des anderen Menschen eigentlich nie ausbleiben. Dass wir von daher einander nie einig werden können, nicht einmal eine/r mit sich selbst, sollte nicht wundernehmen lassen, dass es in jedem Gespräch Differenzen gibt, wenn es kein "halbes" ist. In ernstzunehmenden Gesprächskreisen gehe ich gern aufs Ganze, damit möglichst oft beide "Hälften" aneinandergeraten, einer Wahrheit zuliebe, die nicht verordnet werden kann, nur endlos erstrebt, gewiss nicht am unwahrhaftigsten in einer anhaltenden und anhaltend ausgehaltenen Kontroverse.