Nur Menschen bauen

Menschen können einerseits Meisterwerke bauen, andererseits auch jede Menge Mist. Beides können nur sie. Zwar wird gelegentlich auch von der Natur als "Baumeisterin" gesprochen, ebenso (etwa in der Freimaurerei) von einem "Baumeister des Weltalls"; ferner ist die Rede vom Nestbau der Vögel, vom Fuchsbau und dergleichen sehr geläufig. Aber um ein Bauen handelt es sich dort überall nur im übertragenen Sinn. Immer hat mangels Differenzierung die menschliche Bautätigkeit als Muster gedient, und der Anthropomorphismus war alternativlos. Erst die Evolutionsforschung hat mit dieser Naivität aufräumen können und neben der willentlichen Bautätigkeit unserer Spezies großenteils Milliarden Jahre lang währende unwillentliche, plan- und ziellose Abläufe in Betracht zu ziehen vermocht, die nur im Ergebnis den Eindruck erwecken, als ob die Natur oder ein göttlicher Schöpfer am (Bau-)Werk (gewesen) wäre. Offenbar, so die zahllos gewordenen empirischen Befunde, können schöpferisch anmutende Effekte auch ganz unwillkürlich erzielt werden, wenn ein urwüchsiges Reagieren bloß jeweils genügend viel Zeit hat, sich abzureagieren. Nacheinander sind auf diese Weise Atome, Sterne, die Erde, Lebewesen und wir Bauleute entstanden, ohne selber gewollt und gebaut worden zu sein. Das für diesen Stand der Dinge maßgebende evolutionäre Theoriegebäude steht zumindest vergleichsweise fest, wogegen die verschiedenen Schöpfungslehren recht baufällig aussehen.