Natur und Technik

Zwischen Natur und Technik zu unterscheiden, zeugt von einer Voreingenommenheit. Was kann uns so sicher machen, dass die Natur allein nicht bereits durch und durch ein technisches Gebilde ist? Etwa weil sie die Schöpfung eines Gottes ist? Oder weil sie in sich selber das Ursprüngliche ist? Oder weil das, was wir gewöhnlich für technische Gebilde halten, unendlich gegen alles Natürliche zurücksteht? Ob es einen Schöpfergott gibt, steht sehr in Frage. Genau so gut könnte es eine technische Intelligenz geben, die all das konstruiert hat, was wir Natur nennen und die unserer technischen Intelligenz noch himmelhoch, wenn auch nicht unendlich überlegen ist. Die unsere nähert sich vielleicht auf krummen Pfaden der überlegenen technischen Intelligenz an, bis sie mit ihr ineinsfällt, und die uns heute enorm erscheinende Differenz von Natur und Technik offenbart sich letzten Endes als Identität. Warum sollten bloß zunächst stümperhaft gebaute Schachcomputer nach und nach immer größeren menschlichen Meistern des Schachspiels die Show stehlen und nicht auch zunächst stümperhaft gebaute Roboter nach und nach immer edelmütigeren Menschen ebenbürtig werden? Zwischen Natur und Technik nicht zu unterscheiden, zeugt von einer Voreingenommenheit, die durchaus nicht von schlechten Eltern ist, sondern wofür zum Beispiel auch Heinrich von Kleists Essay "Über das Marionettentheater" bürgt.

Datenschutzerklärung