"Ist man über das "Warum?" seines Lebens mit sich im Reinen, so giebt man dessen Wie? leichten Kaufs. Es ist selbst schon ein Zeichen von Unglauben an Warum?, an Zweck und Sinn, ein Mangel an Willen, wenn der Werth von Lust und Unlust in den Vordergrund tritt und hedonistisch-pessimistische Lehren Gehör finden; und Entsagung, Resignation, Tugend können zum Mindesten schon Zeichen davon sein, dass es an der Hauptsache zu mangeln beginnt. / Dass man sich ein Ziel zu geben weiß – – –"Ohne gleich alles, was er dort sagt, zu interpretieren oder zu beurteilen, wird eines schon deutlich: Mit dem "Warum?" ist eine Antwort auf die umfassende und grundlegende Warum-Frage gemeint, eben auf die (metaphysische) Frage nach der "Hauptsache", von Nietzsche mit "Zweck und Sinn" (des Lebens) umschrieben. So fragwürdig die Antwort sein und bleiben mag. Diese Fragwürdigkeit – Frag-Würdigkeit – wäre bei der Wortwahl "Darum" (statt "Warum") nicht mehr angesprochen.
Wer ähnlich leichtfertig das "Warum?" korrekturbedürftig findet, könnte auch das "Wozu?" bevorzugen, weil gewöhnlich ein Warum sich eher auf Grund (und Ursache) als auf den Zweck (und Sinn) des in Frage Stehenden bezieht. Dabei wird jedoch verkannt, dass die metaphysischen Grundstellungen der philosophischen Denker mehr und mehr die Woher- zugunsten der Wohin-Thematik an den Rand drängen. Das "Warum?" hat einen entsprechenden Bedeutungswandel erfahren, gerade auch bei Nietzsche.
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