Naturforschung und Gottesidee

Der philosophische Pantheismus der Neuzeit korrespondiert mit einem naturwissenschaftlichen Forschungsstand, der noch in Einklang zu bringen war mit der dominierenden Wirklichkeit idealer Verhältnisse – der göttlichen Substanz bei Spinoza, dem absolut vernünftigen "Reich Gottes" bei Hölderlin, Hegel und Schelling (in deren "Systemfragment des Idealismus"). Auf dieser metaphysischen Grundlage kommt für die natürlichen Verhältnisse nur in Betracht, sich Idealvorstellungen zu fügen. Die naturphilosophischen Ausführungen Hegels und Schellings sind grandiose Abgesänge dieser onto-theo-logischen "Physik" – ein bis zwei Menschenleben vor der evolutions-, relativitäts-, quanten- und wahrscheinlichkeitstheoretischen Wende der empirischen Wissenschaften, in denen auf die Probe gestellte Modelle das spekulativ-Ideelle beerben. Die Natur so nehmen, wie sie ist, muss durchaus nicht heißen, sie als starres Sein zu verstehen. Gerade der Pantheismus stellt eher ein festes Gedankengebäude dar, während die empirische Forschung von einer Dynamik in die nächste gerät. So lebhaft hat sich auch kein idealistisches System ausgestalten lassen. Ich meine die Dynamik alles Naturgeschehens, das von der modernen Naturwissenschaft immer genauer beobachtet wird, während die traditionelle Philosophie sich einen denkkünstlerisch vielleicht fabelhaften, doch ansonsten stets vorschnellen Reim auf alles zu machen pflegt bzw. überhaupt nur um des Reimes willen zu Werke geht.