Sich Sympathien verscherzen

Jürgen Klinsmann, Fußballweltmeister von 1990 und gefeierter "Sommermärchen"-WM-Trainer der deutschen Nationalmannschaft 2006, hat als Vereinscoach von Bundesligisten nun schon zweimal versagt. Das erste Mal 2009 in München betrüblich. Das zweite Mal diese Woche in Berlin schmählich?

Als der FC Bayern ihn vor zwölf Jahren als Cheftrainer verpflichtete, waren die Erwartungen beim Rekordmeister hoch wie immer. Der damals 44-Jährige konnte sie nicht erfüllen, und kurz vor dem Ende der missratenen Saison 2008/09 musste Jupp Heynckes für ihn einspringen, um wenigstens noch die Teilnahme des Clubs an der europäischen Champions League sicherzustellen. Klinsmann hatte es in dieser Stellung erstmals auf dem höchsten Niveau des Profifussballs versucht, und es war gewiss keine Schande, dass er scheiterte.

Es folgte ein halbes Jahrzehnt lang eine wechselvolle Arbeit mit der Mannschaft der USA, wo der gebürtige Göppinger seit den 1990er Jahren seinen ersten Wohnsitz hat. Dennoch bot er sich im November 2019 dem abstiegsbedrohten Bundesligisten Hertha BSC als sportlicher Krisenmanager für den Rest der laufenden Spielzeit an. Dieser Club liegt ihm schon lange so sehr am Herzen, dass er im selben Monat auch einen Posten im Aufsichtsrat des Vereins übernahm, während seiner Trainertätigkeit indessen ruhen ließ, gerade jedoch einmal elf Wochen. Seine sportliche Bilanz ist in diesem kurzen Zeitraum zwar eher bescheiden ausgefallen, doch immerhin noch so günstig, dass man sich nicht mehr in akuter Abstiegsnot befindet.

Gar nicht aufgegangen zu sein scheint aber "Klinsis" finanzielle Rechnung. Die Hertha-Geschäftsführung hat sich nicht bereit gezeigt, seine Position auf das bei englischen Spitzenclubs übliche Gehaltsniveau zu hinaufzukatapultieren. So möchte er jetzt wieder nur Aufsichtsrat sein. Zudem ist für ihn so gut wie sicher, dass sein provisorischer Nachfolger Alexander Nouri die schlechter bezahlte Arbeit fast ebenso gut macht wie er selbst zuvor und der Berliner Traditionsclub erstklassig bleibt.

Wie viele Sympathien mag sich Jürgen Klinsmann jetzt verscherzt haben? Ach, wessen Sorge soll das sein! "Sehe jeder, wie er's treibe, sehe jeder, wo er bleibe" (J. W. Goethe) im Big Business! Was ist denn der Sport sonst noch groß!

Quelle: Wikipedia